Nicht nur die Liebe geht durch den Magen



Die Entwicklung der türkischen Küche ist eng mit der Geschichte und der Ausdehnung des Osmanischen Reiches verknüpft. Die geographische Spannweite der türkischen Küche reicht von Mittelasien bis Marocco, vom Jemen bis fast nach Wien. Und die wissenschaftlich bewegt geführte Debatte zwischen Historikern einerseits und den Gourmetologen andererseits ist immer noch nicht entschieden.  



Ging es dem Großwesir Kara Mustafa Paşa, als er vor dreihundert Jahren mit seinen Yaniçaren vor den Toren Wiens erschien, darum, die Sachertorte in die Türkei zu holen, oder wollte er Europa den Türkischen Mocca zum Geschenk machen?


Nun, das Osmanische Reich ist nach dem ersten Weltkrieg zusammen gebrochen, aber das Imperium der Türkischen Küche ist bestehen geblieben wie der Berg Ararat oder der Eiffelturm von Paris, jedoch nicht als historisches Wahrzeichen sondern als erlebbare Gegenwart. Die Türken haben ausländische Speisen, die ihre türkischen Vorfahren von Reisen und Kriegszügen mitbrachten, aufgenommen. Ein arttypisches Beispiel ist die aus Russland stammende Borschtsch-Suppe. Vor einigen Jahren besuchten türkische Journalisten China und kamen dabei in die kleine Provinz Turpan mitten in der Wüste Gobi. Beim Essen erlebten sie eine große Überraschung. Man hatte ihnen ein Şiş Kebap serviert, einen Fleischspieß wie in der Türkei.


Das Rezept findet Ihr hier Şiş Kebap 


Wenn wir der Mythologie glauben schenken dürfen, kamen die ersten Vorfahren der heutigen Türken aus Mittelasien, dem heutigen China, mit Hilfe eines grauen Wolfes herüber nach Kleinasien, heute Anatolien. Der Wolf zeigte dem türkischen Stamm, der sich auf der Flucht vor den Schergen Cengis-Kahns (Dschingis-Kahn) in einer Höhle des Tienschan-Gebirges versteckt hielt, den Weg aus den Bergen. Ohne diesen klugen Wolf wären weder Şiş Kebab noch dieser Stamm in Anatolien angekommen.


Ein Zwanziggänge-Menü ist keine Seltenheit

Einen traditionelle, türkische Tafel besteht aus einer Fülle von kleineren Happen (Meze). In der klassischen Küche der Türkei waren zwanzig bis dreißig dieser kleinen Appetitanreger durchaus normal. - Von Sultan Mahmut (1730-1754) wird berichtet, dass er nicht selten zweiundsiebzig Gänge auftischen ließ.


Nun fragt sich der geneigte Leser, ob die Türken auch noch über etwas anderes nachdenken außer kochen und essen. Oh ja, einmal im Jahr hat der Magen Urlaub von der Vielfalt der Küche, denn es ist Ramazan, der Fastenmonat, denken andere verehrte Leser. Weit gefehlt - der allabendliche Iftar nach dem Sonnenuntergang ist in der Zeit dann noch reichhaltiger als eine normale Tafel.


Die traditionelle türkische Küche verschmäht bis in die jüngste Vergangenheit die schriftliche Fixierung von Rezepten mit exakter Grammage und Kochzeitangaben. Ausländer und die jüngere Generation haben erstmals einen Bedarf angemeldet.


Türkische Frauen kochen mit sehr viel Liebe und Hingabe. Zeitaufwändige Zubereitungen sind für sie eine Selbstverständlichkeit. Schnellgerichte kommen gar nicht erst auf den Tisch. Der allwöchentliche Einkauf auf dem großen Markt liefert die notwendigen Zutaten und ist ein beliebter Treffpunkt der Nachbarsfrauen zum ausgedehnten Schnack.

 



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